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Hospiz Architektur: 5 spezielle Anforderungen zwischen Ästhetik & Funktion

Hospiz Architektur

Der Bau eines Hospizes ist eine sensible Aufgabe, die besondere Anforderungen an die Hospiz Architektur und auch die Bauphase stellt. Hospize sind Einrichtungen, die darauf ausgerichtet sind, palliative Pflege und Unterstützung für Menschen am Ende ihres Lebens anzubieten – konkret, für die letzten Wochen oder Tage des Lebens. Beim Gestalten eines Hospizes müssen Architekten und Bauherren sorgfältig planen, wie sie eine Umgebung schaffen können, die sowohl für die Gäste als auch für ihre Familien und das Pflegepersonal unterstützend und einfühlsam ist. In diesem Artikel werden die besonderen Anforderungen an die Architektur beim Bau eines Hospizes näher beleuchtet.

Was sind die Hospizidee und die moderne Hospizbewegung?

Die Hospizidee ist ein Konzept, das sich auf die Betreuung und Begleitung von schwerstkranken und sterbenden Menschen konzentriert. Es geht dabei nicht nur um die medizinische Versorgung, sondern auch um die psychische, soziale und spirituelle Unterstützung der Betroffenen und ihrer Angehörigen. Die moderne Hospizbewegung hat das Ziel, den Umgang mit Sterben und Tod zu humanisieren und dafür zu sorgen, dass Menschen am Lebensende umfassend betreut und begleitet werden, um ein möglichst würdevolles und schmerzfreies Sterben zu ermöglichen.

Hier sind einige zentrale Aspekte der Hospizidee:

  1. Ganzheitliche Betreuung: Die Betreuung umfasst nicht nur die Linderung körperlicher Schmerzen (Palliativmedizin), sondern auch die psychologische und soziale Unterstützung sowie die spirituelle Begleitung.
  2. Würde und Autonomie: Die Wünsche und Bedürfnisse der Patienten stehen im Vordergrund. Es wird versucht, ihre Autonomie und Würde bis zum Lebensende zu respektieren.
  3. Multidisziplinäres Team: Die Betreuung umfasst medizinische, psychologische, soziale und spirituelle Aspekte. Ein multidisziplinäres Team aus Ärzten, Pflegekräften, Sozialarbeitern, Seelsorgern und ehrenamtlichen Helfern arbeitet zusammen, um die individuellen Bedürfnisse der Patienten und ihrer Angehörigen zu erfüllen.
  4. Unterstützung der Angehörigen: Auch die Familien und Freunde der Patienten werden unterstützt, sowohl während der Krankheit als auch in der Trauerphase.
  5. Ambulante und stationäre Angebote: Hospizdienste werden sowohl ambulant (zu Hause) als auch stationär (in Hospizen und Palliativeinrichtungen) angeboten.

Die Hospizbewegung hat ihren Ursprung im Mittelalter, aber die moderne Hospizbewegung, wie wir sie heute kennen, wurde in den 1960er Jahren von Dame Cicely Saunders in Großbritannien begründet. Sie erkannte, dass Sterbende eine besondere Pflege und Aufmerksamkeit benötigen, die über das hinausgeht, was in regulären Krankenhäusern angeboten wird. Ihr Ansatz hat weltweit zu einer veränderten Sichtweise auf Sterben und Tod geführt und die Entwicklung zahlreicher Hospiz- und Palliativeinrichtungen inspiriert.

Hospiz Architektur: Anforderungen & Anspruch

Grundsätzlich ist ein Hospiz ein sogenannter Nutzbau, ähnlich einem Pflegeheim, Krankenhaus oder auch einer Schule. Allerdings bestehen hierbei die besonderen Ansprüche und Wünsche, dass das Gebäude, in dem die Gäste ihre letzten Lebenstage verbringen, nicht nach einem nüchternen oder sterilem Nutzbau aussehen. Vielmehr sollen durch Ästhetik und sensible Gestaltung, eine Wohlfühlatmosphäre geschaffen werden, die Wärme und Ruhe ausstrahlt. So gibt es einerseits die besonderen baurechtlichen Anforderungen für diese Art Sonderbau, andererseits einen besonderen architektonischen Anspruch.

„Die Lebenssituation für die Gäste, aber vor allem für die Familien ist äußerst sensibel und emotional“, so Markus Schwarz, Gesellschafter der RJ Planungsbüro GmbH & Co KG in Kassel und Erfurt, die auf Gesundheitsbauten spezialisiert ist. „Daher kann ein Hospiz kein großes Gebäude für viele Menschen sein, weil Ruhe und Rückzugsmöglichkeiten wichtig sind. Nach unserer Erfahrung hat ein Hospiz meist acht bis zehn Plätze. Die Planung eines Hospizes ist nicht nur für die Architektur eine besondere Herausforderung, sondern im Hinblick auf die wenigen Plätze, auch für den Investor. Das Baubudget bildet entsprechend den Rahmen für die Dinge, die architektonisch umgesetzt werden können – oder eben nicht.“

Die 5 Aspekte für eine angemessene Hospiz Architektur:

1. Komfort und Privatsphäre: Ein Schlüsselaspekt bei der Gestaltung eines Hospizes ist der Komfort der Gäste. Jeder Gast sollte Zugang zu einem eigenen Zimmer haben, um Privatsphäre und Ruhe zu gewährleisten. Diese Räume müssen groß genug sein, um den Aufenthalt von mehreren Familienmitgliedern zu ermöglichen. „Häufig sind sie etwas größer, als beispielsweise in einem Pflegeheim oder Betreutem Wohnen. Auch sind die Fenster meist größer, um einen direkten Zugang zur Außenanlage zu ermöglichen, oder zumindest einen großzügigen Blick nach draußen“, erklärt Markus Schwarz weiter. Die Hospiz Architektur sollte insgesamt eine warme und einladende Atmosphäre schaffen.

2. Barrierefreiheit: Bei der Planung eines Hospizes, müssen die strengen Anforderungen an die Barrierefreiheit berücksichtigt werden. Dies umfasst den Zugang zu allen Bereichen des Gebäudes für Menschen mit eingeschränkter Mobilität, einschließlich breiter Türen, rollstuhlgerechter Bäder und leicht zugänglicher Gemeinschaftsräume oder den Weg nach draußen. Eine barrierefreie Hospiz Architektur ermöglicht es den Gästen, sich frei im Gebäude zu bewegen und Zeit mit der Familie zu verbringen.“Nicht jeder Gast eines Hospizes ist ans Bett gefesselt!“, stellt Markus Schwarz klar. „Viele wollen die letzten Tage ihres eigenen Lebens, aktiv am Leben ihrer Familie teilhaben und im Rahmen der Möglichkeiten, etwas gemeinsam unternehmen.“

3. Natürliche Elemente: Die Einbindung von Natur in die Architektur eines Hospizes kann eine beruhigende Wirkung haben. Die bereits erwähnten großen Fenster, die den Blick auf Gärten oder Landschaften ermöglichen, sowie der Zugang zu Außenbereichen können dazu beitragen, eine positive Atmosphäre zu schaffen. Auch die Verwendung von natürlichen Materialien in der Inneneinrichtung kann dazu beitragen, eine friedliche Umgebung zu gestalten. Allerdings müssen bei der Auswahl der Materialien die strengen Anforderungen an Brandschutz und auch die Strapazierfähigkeit und Langlebigkeit berücksichtigt werden.

4. Gemeinschaftsräume: Hospize sind nicht nur Orte für medizinische Versorgung, sondern auch für soziale Interaktion und emotionalen Beistand. Die Architektur sollte daher Gemeinschaftsräume fördern, in denen Gäste, Familien und das Pflegepersonal Zeit miteinander verbringen können. Diese Räume sollten komfortabel und einladend sein und die Möglichkeit bieten, gemeinsam zu essen, zu sprechen und Aktivitäten durchzuführen.

„Ein Raum der Stille oder ein Trauerzimmer sind wichtige Elemente“, erklärt Markus Schwarz, der als bauleitender Architekt über langjährige Erfahrung verfügt. „Betroffene Menschen brauchen in dieser Ausnahmesituation die Möglichkeit sich alleine zurück zu ziehen oder auch in einem geschützten Rahmen Gespräche führen zu können. Ob darüber hinaus beispielsweise ein Kaminzimmer oder eine Gemeinschaftsküche realisiert werden können, hängt vom Baubudget und manchmal auch vom Leitbild des Trägers ab.“

5. Umgebung berücksichtigen: Bei der Auswahl des Baugrundstücks sollte man sensibel mit der Umgebung umgehen. Das betrifft einerseits die Größe und Gestaltung des Gebäudes, andererseits die konkrete Lage innerhalb eines Ortes.

„Ein Hospiz kann für Außenstehende sehr beklemmend sein. Wir haben, im Gegensatz zu vielen anderen Bauprojekten, beim Neubau oder der Modernisierung eines Hospizes keine Einsprüche oder Proteste von Anwohnern erlebt. Im Gegenteil wurden neue Hospize sehr positiv und dankbar angenommen, da sie im Fall der Fälle die Möglichkeit bieten, die letzten Lebenstage ganz nah am eigenen zu Hause zu verbringen. Das ist den Menschen bewusst“, erzählt Markus Schwarz vom RJ Planungsbüro weiter. Dennoch müsse man den Standort städtebaulich genau prüfen. „Die Anwohner wollen leben und auch mal eine Party feiern, ohne „schlechtes Gewissen“ im Hinblick auf die Gäste des Hospizes. Daher ist eine Ortsrandlage meist ein guter Kompromiss.“

Hospiz modernisieren: vorübergehende Schließung nötig

Ein Hospiz modernisieren zu wollen, bedeutet für den Betreiber die vorübergehende Schließung. Im Hinblick auf die besonders sensible Situation der Gäste und Angehörigen, ist es nicht möglich, den Betrieb aufrecht zu erhalten und parallel abschnittsweise die Sanierung durchzuführen. „Es geht einfach nicht, dass Menschen beim Sterben begleitet werden und nebenan gebohrt, gehämmert oder diskutiert wird“, stellt Markus Schwarz klar. „Ein Hospiz modernisieren, erfordert daher eine besonders gute Planung, damit die Bauphase reibungslos über die Bühne geht und das Gebäude schnellstmöglich wieder den Menschen zur Verfügung steht, die es für ihre letzten Lebenstage brauchen. Aber das ist ohnehin bei allen Bauprojekten unser Anspruch.“

Fazit zur Hospiz Architektur

Die Gründung eines Hospizes erfordert sorgfältige Planung, Engagement und die Zusammenarbeit mit verschiedenen Interessengruppen. Es ist eine lohnende Aufgabe, die dazu beiträgt, die Lebensqualität von Patienten am Lebensende zu verbessern und ihren Familien Unterstützung zu bieten.

Der Bau eines Hospizes erfordert eine einfühlsame und durchdachte Architektur, die die Bedürfnisse der Gäste, ihrer Familien und des Pflegepersonals in den Mittelpunkt stellt. Die Gestaltung sollte Komfort, Privatsphäre, Barrierefreiheit, Naturverbundenheit, Flexibilität und Gemeinschaft fördern. Ein gut geplantes Hospiz bietet nicht nur die bestmögliche palliative Pflege, sondern auch einen Ort des Trostes und der Unterstützung für diejenigen, die am Lebensende stehen. Architekten, die diese besonderen Anforderungen verstehen und umsetzen, leisten einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Lebensqualität von Hospizgästen und ihren Familien.

Bei der Planung und Realisation Ihrer Bauvorhaben im Berauch Gesundheitsbau und Sozialbau, sind wir gerne Ihre Ansprechpartner.

Das RJ Planungsbüro ist ein erfahrenes Architekturbüro für Sozialbauten und Gesundheitsbauten.