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Das was einen Menschen unsterblich macht,sind seine Tatenund liebevollen Geschichten,die es von ihm gibt. |
Nach kurzer, schwerer Krankheit verstarb in den Abendstunden des 02.10.2013 völlig unerwartet unser Partner und guter Freund Dipl. Ing. Rolf Jentzsch.
Am 20.03.1940 in Berlin geboren, wuchs Rolf Jentzsch im Westteil des geteilten Berlin auf. Für einen wachen Jungen dieser Zeit ein hoch interessantes Umfeld. Der alles beherrschende Aufbau- und Neugestaltungswille nach der Katastrophe des Dritten Reiches, den weitgehenden Zerstörungen an der gebauten Umwelt und dem Vertrauen in die Verantwortung der Politik haben das Handeln seines gesamten Lebens geprägt. Mit seinem gesunden Misstrauen gegenüber jeglicher Form von Festsetzung hat er Regeln stets hinterfragt und als verbesserungswürdig, zumindest jedoch auslegbar angesehen.
Nach Schule und verschiedenen Berufsausbildungen studierte Rolf Jentzsch in Berlin Architektur. Sein Mitgestaltungswille hatte im Bauen seine individuelle Entsprechung gefunden, eine Haltung, welcher er zeitlebens und durchaus streitbar treu blieb. Seine Architekturauffassung war geleitet von der Suche nach der passenden Hülle für die jeweilige Aufgabe, dem angemessenen Erscheinungsbild und dem Licht im Innenraum.
Das Setzen von Landmarken der Eitelkeit lag ihm fern.
Nach einem Wettbewerbserfolg gründete er 1968 sein eigenes Architekturbüro in Kassel. Schnell entwickelte sich das Bauen für soziale Zwecke zum zentralen Anliegen seiner Berufstätigkeit. Ungewöhnlich, und für den Erfolg seines Büros prägend, war die enge Zusammenarbeit mit seinen Bauherren. So ist es wenig verwunderlich, dass Bauherren über viele Jahre und Bauaufgaben hinweg mit Rolf Jentzsch zusammengearbeitet haben. Mit dem Auslober seines ersten Wettbewerbserfolges hat er bis zuletzt gemeinsame Projekte vorangetrieben und realisiert. Viele Freundschaften entwickelten sich aus dieser Kontinuität und hatten Bestand weit über die gemeinsamen Projekte hinaus.
Die zunehmend komplexeren Aufträge hat Rolf Jentzsch mit einer wachsenden Zahl von Mitarbeitern realisiert. Langjährige Beschäftigungen waren auch nach außen stets ein deutliches Zeichen seiner Bürokontinuität und seines sozialen Engagements. Ein gesamtes Berufsleben von der Berufsausbildung bis zum Ruhestand in einem Büro auszufüllen hat Seltenheitswert – Rolf Jentzsch hat dies ermöglicht.
Als sich nach dem Fall der innerdeutschen Grenze viele neue Möglichkeiten ergaben, war er einer der ersten, der seine Erfahrungen für den Aufbau in den Bundesländern im Osten der Republik einsetzte. 1991 gründete er gemeinsam mit Renée Möser ein Planungsbüro in Erfurt. Mit Thomas Georg gewann Rolf Jentzsch 1994 einen zweiten Partner für die umfänglicheren Aufgaben beider Büros. Dank seines feinen Gespürs für eine optimale Koordination der Leistungen für seine Auftraggeber entschied er sich ab 1999 für die Etablierung von Fachingenieurleistungen der Technischen Gebäudeausrüstung im eigenen Büro.
Das umfängliche Oeuvre von Rolf Jentzsch umspannt ein breites Spektrum von Bauaufgaben. Darunter sind Krankenhäuser, Seniorenheime, Einrichtungen für behinderte Menschen, Kindertagesstätten und Schulen aber auch Bauten für die Wirtschaft und die vermeintlich kleinen Bauten für Familien. Vielen Bauherren war Rolf Jentzsch bis zuletzt eng verbunden und nicht wenige seiner Bauten haben im Laufe der Jahre Erweiterung gleicher Hand erfahren. Dieses gelebte Vertrauen in seinem Sinne fortzuführen ist ein großes Vermächtnis.